Rechtliche Grundlagen für die Erziehungsbeistandschaft sind der § 27 in Verbindung mit § 30 SGB VIII für Kinder und Jugendliche, sowie die §§ 41 i.V.m. § 30 SGB VIII für junge Volljährige.
Zielgruppe der Erziehungsbeistandschaft sind vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch junge Erwachsene, die in ihrem sozialen Verhalten auffallen, die unter Krisen und Störungen leiden, die in ihrer Familie, im Freundeskreis, in der Schule, oder in der Ausbildung Schwierigkeiten haben oder gefährdet sind, Drogen zu nehmen, gewalttätig oder straffällig zu werden. Verhaltensweisen, die von Eltern, Lehrern, Kita- Erziehern etc. als problematisch beschrieben werden und eine Bedrohung der sozialen und emotionalen Entwicklung des Kindes/ jungen Menschen darstellen, können sein: (auto-) aggressives Verhalten, Rückzug oder Ausgrenzung, Kontaktschwierigkeiten, gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl, Unselbstständigkeit, Lust- und Antriebslosigkeit, Leidenschaften z.B. für Computerspiele, die u.U. Anzeichen einer Sucht zeigen.
Wie wir arbeiten:
In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen haben wir an uns den Anspruch, dass sie uns so wenig wie möglich als professionelle Helfer wahrnehmen. Wir akzeptieren Kinder und Jugendliche in der Gänze ihrer Persönlichkeit und bieten uns ihnen als authentische Reibungsfläche an. Wir vertreten klare und nachvollziehbare Standpunkte und fördern und fordern in einem lebendigen, durchaus auch emotionalen Austausch Aushandlungsprozesse. Uns ist ein einfühlsamer, humorvoller und auf die Bedürfnisse des Kindes/ jungen Menschen zugeschnittener Umgang wichtig.
Wir stehen zur Verfügung, wenn Vorbilder und Rollenmodelle gefragt sind.
Wir sind aktiv und schaffen Angebote für Erlebnisse. Wir bedienen uns hierbei verschiedener Elemente der Freizeit- und Erlebnispädagogik. Wir trauen den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen hierbei einiges zu, ermutigen sie zur Auseinandersetzung mit ihren eigenen (körperlichen und psychischen) Grenzen und dazu, diese auszutesten. Was tut mir gut? Wie erlebe ich mich auf positive Weise? Was hilft mir Selbstvertrauen zu entwickeln? Gibt es Bereiche, in denen ich noch nicht sicher bin, wo meine eigenen Grenzen oder die meiner Mitmenschen verlaufen?
Wir denken und handeln in unserer Funktion als Erziehungsbeistände systemisch, denn Kinder und Jugendliche leben und gestalten mit ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld ihr tägliches Leben. Die Lebensrealität und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird neben ihrer Familie bestimmt von zwischenmenschlichen Beziehungen in den für sie maßgeblichen Systemen wie Familie, Schule, Kindergarten, Peer Group, u.a. Ihr Verhalten kann in der Regel nicht losgelöst von diesen Systemen betrachtet werden. Indem wir als Helfer ihr Umfeld in unsere Arbeit einbeziehen, ermöglichen wir es den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen, sich in ihren jeweiligen Systemen (neu) zu orientieren, z.B. ihre Meinung zu sagen, sich Unterstützer zu suchen, und mehr Vertrauen zu fassen.
Wir arbeiten lösungsorientiert, indem wir Kindern Möglichkeiten bieten, ihre individuellen Stärken zu entdecken und auf diese Weise ein positives Selbstbild und Selbstvertrauen zu entwickeln- die Voraussetzungen für Veränderungsprozesse, in deren Folge Kinder auch für sie oder für ihre Mitmenschen problematische Verhaltensweisen verändern können. Positive Selbsterfahrungen sind bei vielen unserer Klienten oftmals noch nicht ausreichend erlebt. Wir ermuntern sie deshalb, sich individuelle Ziele zu setzen und begleiten sie bei deren Umsetzung.
Die regelmäßige Einbeziehung der Eltern in unsere Arbeit mit ihrem Kind ist unabdingbar. Persönliche Erziehungsberatung, die Besprechung von Familiensituationen sowie gemeinsam die Stärken des eigenen Kindes (ressourcenorientierter Blick, Bewusstmachen von Defizitorientierung) finden und zu besprechen, hilft sich in krisenhaften Situationen wieder näher zu kommen und die gegenseitige Achtung wieder zu finden.
Individuellen Erziehungsbeistand verstehen wir immer auch als Anwaltschaft im Sinne des Eintretens für die Interessen unserer Klienten. Daher stehen wir, wenn gewünscht, beratend und vermittelnd zur Seite, wenn Klienten Hilfe benötigen. Wir vertreten ihre Interessen und können bei der Auseinandersetzung mit z.B. ihren Eltern, mit Lehrern, mit Polizei oder Justiz, Gespräche mit gestalten. Wir sind bewusst parteiisch im Sinne unserer Klienten, aber wir sind ihnen gegenüber nicht unkritisch und ermuntern sie, Selbstkritik zu üben, wo diese nötig erscheint.
Wir kennen und nutzen die Beratungsangebote und Anlaufstellen des Bezirks zu den Themen Schulden, Suchterkrankungen, körperlicher/ seelischer Missbrauch, Gewalterfahrungen. Wir begleiten die Zusammenarbeit mit Fachdiensten (KJGD, KJPD) sowie Schulen/Schulstationen, Ärzte, Therapeuten, Sozialpädiatrischen Zentren. Wir motivieren unsere Klienten, in dem Falle die Kinder/Jugendlichen ebenso wie ihre Eltern, hier Kontakt zu suchen, begleiten den Erst- oftmals auch weitere Kontakte, machen Wegetrainings und bauen auf diese Weise Brücken.